VCO-Damen I können sich nach 0:3 in Hörde auf den Abstiegskampf konzentrieren
Dortmund. Kein so schöner Jahresabschluss für die VCO-Damen 1: Die Drittligavolleyballerinnen des VC Osnabrück bereiteten sich eine Woche vor Heiligabend kein Weihnachtsgeschenk und unterlagen im Nachholspiel beim TV Hörde mit 0:3 (22:25, 20:25, 14:25). Damit kann das Team von Trainer Gunnar Kraus vor den letzten vier Partien der Vorrundengruppe das Erreichen der Meisterrunde zu den Akten legen und sich voll auf den Abstiegskampf konzentrieren. Einmal mehr ließen die VCO-Damen, die mit sieben Punkten auf dem sechsten Tabellenplatz verbleiben, Chancen zum Gewinn von Sätzen leichtfertig liegen und präsentierten sich in der Crunchtime der ersten beiden Durchgänge zu unkonzentriert und fehlerhaft. Das reicht letztlich nicht zum Punkten in einer leistungsstarken 3. Liga
KRAUS: „UNSER WEG GEHT NUR ÜBER EMOTIONEN UND MENTALITÄT“
Die VCO-Damen können bis zum nächsten Spiel bei BW Aasee die bisherigen Partien in Ruhe Revue passieren lassen und ihre Schlüsse ziehen. Teamgeist ist in solchen Phasen ganz wichtig, aber auch eine schonungslose Fehleranalyse und Selbstkritik. Das Thema Libera sollte noch mal in den Focus genommen werden, gepaart mit der Variabilität im Angriff, zumal mit Judith Schlingmann und Mira Hesselink zwei Alternativen weggebrochen sind. Dazu kommen Fehler beim Aufschlag und Probleme in der Blockarbeit .
Trainer Gunnar Kraus war zum Jahresabschluss angefressen und enttäuscht. „Die Mädels machen die Fehler, wenn es wichtig wird: Im ersten Satz haben wir acht Aufschläge verschlagen, im zweiten sechs. Die Volleyballregel war schon immer: wenn vor mir jemand einen Aufschlag verschlagen hat, bringe ich den nächsten sicher rein. Wir machen das nicht, sondern verschlagen vier hintereinander. Das verstehe ich nicht“, fand der VCO-Coach nach der Partie deutliche Worte und sprach das aus, was viele dachten. „Die Mädels hören nicht zu und setzen aktuell nicht das um, was man ihnen als Hilfe sagt. Und dann kannst du nicht die Spiele gewinnen.“ Kraus ist klar, dass jetzt eine wichtiger selbstkritischer Prozess in Mannschaft und Trainerteam einsetzen muss. „Aktuell fehlt ein wenig Einstellung, Disziplin und vielleicht der Glaube an sich selbst und an den Erfolg. Wenn es darauf ankommt, verlieren wir unsere Spiele“, so Kraus, der eine Lösungsmöglichkeit der Probleme nennt. „Unser Weg in dieser Dritten Liga geht nur über die Emotionen und die Mentalität.“
SATZ 1 UND 2 BIS IN DIE CRUNCHTIME OFFEN
Angefeuert von einem kleinen reisefreudigen, lautstarken Anhang gelang den VCO-Damen der Start in die Partie mit einer Starting-6 mit Rebecca Land, Christina Schwarz, Franziska Detmer, Linda Dieckmann, Jolina Tönsing und Jana Kruska sowie Libera Inga Kaschade. Für beide Teams war die Partie richtungsweisend für das Erreichen von Platz drei. Mit guten Aufschlägen und einem kreativen Angriffsspiel erarbeiteten sich die Osnabrückerinnen einen 7:4- und 11:8-Vorsprung. Die groß gewachsenen Gastgeberinnen versuchten immer wieder, über die Position zwei oder die Mitte zu punkten, schlugen jedoch den ein oder anderen Angriffsschlag ins Aus, sodass der VCO auch weiterhin auf Augenhöhe zum bis dato Tabellenvierten agierte. Jedoch ließ die Konzentration im Aufschlag mehr und mehr nach, sodass Hörde einige frei Punkte erhielt und beim 16:15 erstmals in Führung ging. Detmer, Kruska und Land setzten nun ihre Power ein und brachten die Gäste wieder mit 19:17 in Führung. Doch plötzlich waren Mut und Konzentration in der so wichtigen Satzendphase wie aus dem Nichts weg und Hörde lag vorentscheidend mit 22:20 vorne. Eigenfehler im Aufschlag und Angriff hatten den 22:25-Satzverlust am Ende stark begünstigt
Auch im zweiten Satz präsentierte sich Hörde keinesfalls als Übermannschaft trotz einer starken Diagonalangreiferin Lynn Kosina, die immer wieder die Lücke über die Position zwei durch oder über den VCO-Block fand. Bei Osnabrück war es ebenfalls die Diagonalangreiferin Rebecca Land, die von Zuspielerin Linda Dieckmann oft gewinnbringend eingesetzt wurde. Osnabrück ging erneut mit 10:5 in Führung, konnte diesen Vorsprung jedoch wieder nicht halten, kassierte beim 15:15 den Ausgleich und lag kurz danach sogar mit 15:17 hinten. Technische Fehler, zu risikohafte Aus- und Netzangaben – der gute Start in den zweiten Abschnitt war leichtfertig verspielt worden. Zwar gingen die VCO-Damen nochmal mit 19:18 in Führung, aber wieder schlichen sich in der Crunchtime drei schwerwiegende Eigenfehler ein, sodass Hörde zusammen mit drei starken Angriffsvarianten die entscheidende Führung über 21:19 und 23:20 herausspielte – Endstand 25:20 aus Hörder Sicht.
Nach dieser Enttäuschung fielen die Gäste in ein Loch, Trainer Kraus fand beim 2:10 in der Auszeit lautstark deutliche Worte. Das zeigte kurzzeitig Wirkung, die VCO-Damen arbeiten sich bis auf 11:14 mit einem 9:3-Lauf heran, um dann wieder in alte fehlerhafte Muster zu verfallen. Am Ende waren alle im Osnabrücker Lager froh, dass die Partie schnell mit 14:25 (3-11-Lauf am Ende) zu Ende ging. Hörde hatte mit einer starken Blockarbeit und den (zu) großen Angreiferinnen Lynn Kosina (MVP), Samanta Gega, Lara Spieß und Dana Kastrup die Nuss geknackt Als MVP auf Osnabrücker Seite konnte immerhin Zuspielerin Linda Dieckmann einen kleinen Trostpreis mit in die Weihnachtsferien nehmen.
LAND: „WIEDER SELBER GESCHLAGEN, HÖRDE HAT KEIN HEXENWERK GESPIELT“
VCO-Kapitänin Rebecca Land gewährte nach der Pleite zum Jahresabschluss einen Einblick in ihr Innenleben. „Schei…!. Verzweiflung hört sich hart an, man findet keine Lösung. Und ich kann auch nicht greifen, woran es liegt. Helfen kann ich auch nur begrenzt, denn es stehen immer sechs Leute auf dem Feld“, meinte Land, die noch an ihre Normalform heran kam. Die hohe Zahl der Eigenfehler war erneut zu viel. „Ja, wir haben uns schon wieder ein wenig selber geschlagen, denn Hörde hat kein Hexenwerk gespielt, dem wir nicht hätten standhalten können“, so die Kapitänin, die in der Crunchtime erstaunlicherweise nicht zu viel Risiko ausgemacht hatte. „Risiko müssen wir gehen, sonst kriegen wir die Danke-Bälle um die Ohren gehauen. Es fehlt die letzte Konzentration und Genauigkeit.“
Land zog zum Abschluss des Jahres eine kurze Bilanz und wagte einen Ausblick auf die kommenden Wochen, in denen die VCO-Damen trotzdem mit großer Motivation wieder angreifen können und sollten. „Wir haben auf jeden Fall unsere Chancen in den Spielen Richtung Meisterrunde nicht genutzt. Es wäre viel mehr drin gewesen. Aber wir wollen jetzt noch so viele Punkte holen, die wir mit in die Abstiegsrunde nehmen und die uns dort helfen. Das wäre sehr wichtig.“
SACANIN: „ZULETZT HABEN WIR WIE AUF EINER ACHTERBAHN GESPIELT“
Hördes Trainerin Tonya „Teee“ Sacanin war ziemlich erleichtert angesichts des Sieges. „Wir brauchen jetzt unbedingt Punkte, denn wir haben in den letzten Spielen wie auf einer Achterbahn gespielt – nicht so gut, mal hoch, mal runter. Das Ziel heute war deshalb, raus zu gehen und konzentrierter zu spielen, egal wer auf der anderen Seite steht. Wir mussten unseren Rhythmus finden und haben ihn zum Glück gefunden.“ Den Schlüssel zum Sieg sah die Trainerin in guten Aufschlägen und Angriffsdruck in den entscheidenden Spielphasen. „Genau dann haben wir ein bisschen mehr Druck mit unserem Aufschlag ausgeübt und besser abgewehrt. Und die Angreiferinnen haben sich druckvoll durchgesetzt. Das war in den letzten Wochen anders in diesen Phasen. Wir haben daran gearbeitet, dass, egal bei welchem Spielstand, wir uns immer pushen. Zuletzt war es so, wenn wir schlecht waren, waren wir richtig schlecht, und es hat zu lange gedauert, bis wir wieder zurück kamen. Die Phasen waren heute deutlich kürzer.“
Von besonders großem Druck wollte die US-Amerikanerin nicht sprechen. „Für mich ist jedes Spiel etwas Druck, wir möchten immer punkten, auch wenn es nur einer ist. Dennoch versuche ich als Trainerin nicht, Druck auf die Mädels auszuüben. Meine Philosophie ist: wenn du daraus gehst, spielst 100 Prozent und du verlierst trotzdem, dann kannst du trotzdem glücklich und zufrieden sein. Du musst halt immer 100 Prozent geben, dieser Druck ist immer da.“
NÄCHSTES SPIEL IN MÜNSTER
Die VCO-Damen haben nun einen dreiwöchige Spielpause. Dann kommt es für die VCO-Damen I am Sonntag, 9. Januar (16 Uhr) zum nächsten wichtigen Spiel bei BW Aasee in Münster.